Fisimatenten – fragile Schutzräume

Eine Ausstellung mit Bildern von Kathrin Rank und Installationen von Janka Blankertz. Zu sehen vom 6. bis 27.11.2022.

Als eine etymologische Herleitung von vielen kam das Wort „Fisimatenten“ früher häufig, als elterliche Warnung an die Töchter vor. Als Deutschland Anfang des 19. Jahrhunderts weitgehend unter napoleonischer Besetzung stand versuchten französische Soldaten deutsche Mädchen zum Zeitvertreib in ihr Lager zu locken: „Visitez ma tente“ (besuchen Sie mein Zelt). Stand also abendlicher Ausgang an, wurde den jungen Frauen ein „mach’ aber keine Fisi ma tenten“ mit auf den Weg gegeben.

Das Zelt, welches normalerweise als notdürftige Übergangsbehausung dient und den Sinn eines Schutzraumes, eines Tag- oder Nachtschutzes, eines Wetter- oder Windschutzes, eines Schutzes vor ungewollter Störung hat, hat hier also die gegenteilige Bedeutung.

Der entscheidende Zweck dieser temporären Behelfsunterkunft liegt jedoch in dem was sie eingrenzt und vom Außen abgrenzt. Beim Zelt jedoch ist zugleich das Innen nach außen hin durchlässig. Die Ummantelung schützt zwar vor dem Wetter, jedoch, von innen beleuchtet und bei Nacht, birgt es immer auch etwas Unheimliches und Schutzloses für die Insassen. Hier geht die Bedrohung nicht von dem Bewohner „Visitez ma tente“ aus, sondern von den ungebetenen Blicken Außenstehender in das schemenhafte Innere.Die Ambivalenz des Zeltes steht stellvertretend für die Fragilität der Existenz.

Sie, als Betrachter, die durch diese Scheibe schauen, sehen in eine Behausung, einen temporären Raum für die Kunst, welcher das Zelt als temporäre Behausung thematisiert. Durch Ihren voyeuristischen Blick werden Sie Teil des Geschehens.

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